Das Offizialgericht befindet sich am Ende des südlichen Seitenschiffs in der Probsteikirche St. Walburga an der Westwand. Der geschlossene Raum des Offizialates misst in etwa die Maße: 4.70 x 3.15m. Das Durchschnittsmaß in Höhe der Schranken misst etwa 2.50 m. Dem Eingangsbereich entgegen befindet sich das Eingangstor mit Halbkreis, welches durch zwei große Pilaster mit korinthisch-vergoldeten Kapitellen verziert ist, sowie zwei Putten mit Rankgirlanden, die als Abschluß thronen. Die Blickrichtung fällt durch den Halbkreisausschnitt in der Tür auf den zentral stehenden und gepolsterten Richterstuhl, in der Mitte des geschlossenen Raumes mit Wappen. Vor dem Richterstuhl befinden sich drei kleinere Stufen und zur rechten und linken Seite Holzbänke für das Richterpersonal der Kirche. Der Gerichtsstuhl, der wohl der einzige seiner Art im norddeutschen Raum ist, ist ein kunst-, kultur- und kirchengeschichtlich bedeutsames Werk, das der rein musealen Verwendung dient. Erbaut wurde dieser um 1725 im barocken Zeitalter Westfalens.
Um die Geschichtsspuren am alten Offizialgericht zu charakterisieren und damit den Ausdruck einer Zeitepoche richtig zu interpretieren, waren im Vorfeld viele Faktoren zu untersuchen. Dazu gehören Veränderungen, die ein Objekt durchlaufen hat.
Bautechnische Eingriffe durch vormalige Restaurierungsarbeiten, sowie natürliche Alterungsprozesse waren genauer zu betrachten. Dahingehend wurden auch aktuell identifizierte Schadensbilder als Zeitzeugniss von geschichtlichen Spuren begutachtet. Um eine Schadensursache näher zu analysieren, war es nötig, vergangene „Prozesse“ näher zu beschauen und zu beurteilen.
Unterschiedliche Schadensbilder präsentieren sich in Form von Rissen und Abplatzungen an den alten Farbfassungen und Holzbauteilen. Um die einzelnen Schadensformen zu kategorisieren war es wichtig, im Vorfeld Informationen über das verwendete Material, dessen stoffliche Zusammensetzung, den Untergrund und seine Beschaffenheit zu sammeln. In Folge der Modernisierung und natürlichen Weiterentwicklung von Bau-und Farbstoffen, ist der Einsatz von jüngeren Bindemitteln in der Restaurierung nicht wegzudenken und damit nicht immer ohne Spätfolgen. Ferner sollten auch Umgebungsparameter wie Klimafaktoren (Temperatur, Luftfeuchte, Lichteinfluß), berücksichtigt werden.
In Form einer schriftlichen Dokumentation, die alle notwendigen Angaben zum Objekt beinhaltet, konnten wir konkrete Lösungs- und Untersuchungsergebnisse aufzeigen.
Die Schadensbilder und Geschichtsspuren am alten Offizialgericht aus der Gemeinde Werl, wurden zu restauratorischen Zwecken untersucht und dokumentiert, um ein Erhaltungskonzept zu entwerfen und den zu untersuchenden Bestand zu sichern. Objektpflege und Wartungsarbeiten sollten daher das erklärte Ziel einer jeden konservatorischen Maßnahme sein, um den natürlichen Zerfall am Objekt zu begrenzen und Kosten für aufwendige Restaurierungsarbeiten zu vermeiden.